Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Alles von VOGE was mit den 3xx Modellen zu tun hat
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Twizy
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Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Beitrag von Twizy » Samstag 17. August 2024, 00:24

Wie ich bereits bei meiner Vorstellung geschrieben habe, sind meine Frau und ich seit 6 Jahren im Winter immer mit zwei Himalayan 411 unterwegs.

Da diese jetzt fast 50'000km weg haben, besteht der Wunsch nach was neuem :lol: und so kommt die 300 Rally ins Spiel. Um die kleine Voge ein wenig zu testen, haben wir uns diese Woche eine für 5 Tage gemietet und sind damit zusammen mit einer unserer Himalayan ins südliche Elsass auf einen Campingplatz gefahren. Hier jetzt ein paar persönliche Eindrücke von uns beiden (Körpergrösse 1.70m - 55kg bzw. 70kg).

Die Rahmenbedingungen:
Die geliehene 300 Rally hatte gerade mal 2'100km weg und war ein 2023er Modell (also noch ohne Uhr und Tankanzeige). Unsere Himalayan sind neben anderen "Verbesserungen" mit HyperPro-Federbeinen ausgestattet, was sich extrem auf die Strassenlage ausgewirkt hat. Wir sind kein Offroad gefahren (Mietausschluss), sondern nur kleinste Asphalt- und Schotterstrassen - oft einspurig mit kräftigen Steigungen, vielen Kurven und teilweise Moos und Grass in der Spurmitte bei 27°C bis 36°C. Wer Frankreich kennt, weiss das da bereits der Asphalt zu schmelzen anfängt.

Fahrwerk:
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Für die Preisklasse hat die 300er ein sehr gutes Fahrwerk, fährt sich sehr neutral und ist vor allen Dingen extrem agil durch das geringe Gewicht. Sie ist also wendiger als die Himalayan, aber nicht so stabil bei höheren Geschwindigkeiten. Was bei unserer aufgefallen ist, ist, dass die Gabel teilweise beim Einfedern hängen geblieben ist. Man hatte z.B. beim Anbremsen von Kurven oft das Gefühl, als wenn die Gabel "stufenweise" eintaucht. Dies war auch im Stand mit gezogener Bremse nachvollziehbar, wurde aber vom Händler bei der Rückgabe nicht weiter ernst genommen. Ist das normal?

Die Bremse ist nicht überragend, aber um Welten besser, als die der Himalayan (was kein Kunststück ist)

Komfort & Sitzposition
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Die Sitzposition ist sehr angenehm und die Sitzbank macht auch nach längerer Fahrt einen guten Eindruck. Allerdings wirft sie extreme Falten, welche erst nach längerer Pause wieder verschwinden. Ob sie allerdings nach 50'000km immer noch so gut dasteht, wie bei der Himalayan, möchte ich bezweifeln :roll:
Auch im Stehen fährt sich die Voge gut - meine Frau hätte allerdings gerne eine Lenkererhöhung. Der Windschutz entspricht in etwa dem der Himalayan, allerdings mit weniger Verwirbelungen am Jethelm.

Ausstattung, Verarbeitung & Qualität
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Hier zeigt sich der Rotstift der Kontroller: keine einstellbaren Griffe (besonders am Bremshebel wünschenswert), der Kupplungszug läuft trotz Schmierung ruckelig, die Anzeigen sind - na ja - rudimentärer als rudimentär und eine einfacherer Verstellung des Federbeines wäre auch kein Fehler.

Jetzt aber zum grössten Manko: die nicht vorhandene Lackqualität! Wir hatten den gleichen Magnet-Tankrucksack montiert, der auch seit Anbeginn auf der Himalayan war, ohne grössere Spuren zu hinterlassen. Bei der Voge jedoch war der Tank an einigen Stellen nach den 500km regelrecht poliert. Auch der Haltegriff und die Plastikteile hinten zeigten durch die Hecktasche bereits erhebliche Spuren. Das bedeutet, dass, bei artgerechter Haltung, nach kürzester Zeit der Wiederverkaufswert auf Null sinkt :shock:

Vom lackierten Stahlauspuff möchte ich erst gar nicht reden, der hatte an der Halterung bereits Rost angesetzt und sah sehr unansehnlich aus.

Aussehen & Design
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Hier punktet die Voge eindeutig. Sie sieht super aus und macht einen sehr sportlichen Eindruck. Die LED-Beleuchtung ist, bis auf die Hauptscheinwerfer, genial. Eindeutig ein Plus gegenüber der Himalayan. Hier gibt es definitiv nichts zu bemängeln. Dadurch sind wir erst auf die Rally aufmerksam geworden.

Motor & Getriebe
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Dies ist der Punkt, der mir die meisten Bauchschmerzen bereitet. Bis ca. 70 km/h ist die Welt in Ordnung, auch wenn ich noch nie so viel im 5. und 6. Gang gefahren bin. Für's Anfahren reicht der 2. Gang. Alles was darüber liegt, führt zu eingeschlafenen Händen, Kribbeln im Hintern und in den Füssen. Selbst wenn man ein 15er Ritzel verbaut, haben wir Zweifel, dass Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 km/h auf längerer Strecke Spass machen. Und man muss halt ab und zu auch mal auf offenen Landstrassen zum Ziel fahren. Etwas mehr Drehmoment im unteren Bereich würde auch nicht schaden, ist aber bei 300ccm wahrscheinlich zu viel verlangt.

Vielleicht sind wir auch von den Himalayans verwöhnt, die nahezu keine Vibrationen selbst bei Dauertempo über 110 km/h aufweisen und schön von unten heraus ziehen. Aber auch die KTM 390 Adventure waren wesentlich humaner.

Auch dürfte der Auspuff etwas leiser sein, denn auf dem Campingplatz und den Schotterwegen durch den Wald kommt man sich wie ein Rowdy vor. Passanten denken bei der Knallerei bestimmt, man hätte ein Loch in den Auspuff gebohrt :twisted:

Der Spritverbrauch lag bei 3.5l/100km im Gegensatz zu 3l/100km bei der Himalayan. Das macht eine Reichweite von etwas über 300km im Gegensatz zu 500km.

Abschliessende Gedanken
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Wie Ihr vielleicht bereits erkennen konntet, sind wir um vieles schlauer geworden (man glaubt es kaum in unserem Alter), aber bei unserer Entscheidungsfindung Voge vs Royal Enfield nicht viel weiter. Bei den angestrebten Fahrleistungen im Winterhalbjahr von ca. 8'000km pro Jahr sollten auch mal längere und schnellere Strecken an einem Tag problemlos machbar sein. Da haben wir bei den Vibrationen etwas Bedenken.

Als Alternativen stehen noch die Royal Enfield 450 und die CFmoto MT 450 zur Auswahl. Diese sind uns aber gewichtsmässig mit ca. 200kg zu hoch und liegen somit gleichauf mit unseren Aprilia Tuaregs, haben aber nur halb so viel PS. Das macht also keinen Sinn.

Jetzt steht noch eine Testfahrt mit der Triumph Scrambler 400X aus. Hier fehlt uns aber der Windschutz im Winter und eine Tauglichkeit auf Schotterstrecken muss auch noch erbracht werden.

Wir werden also den kommenden Winter noch mit unseren Himalayans unterwegs sein (es sei denn, die EURO 5+ Umstellung spült uns zwei extrem günstige Voge 300 Rally in die Garage). Schliesslich haben sie sich schon bezahlt gemacht und ihre Tauglichkeit mehr als bewiesen.
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Wenn das alles mal keine Wohlstandssorgen sind 8-)
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In diesem Sinn, vielen Dank an die, die es bis hierher geschafft haben. Und hoffentlich haben wir keinem auf die Füsse getreten, denn die 300 Rally ist wirklich ein super Mopped für's Geld. Aber vielleicht doch nicht ganz das Richtige für uns, die so gut wie nie ins harte Gelände oder Offroad gehen.

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Re: Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Beitrag von Iceman » Sonntag 18. August 2024, 03:49

Hallo Twizy,

erst mal ein herzliches Willkommen bei uns im Forum und vielen Dank für deinen durchaus neutralen Vergleich, den ich auch als nicht RALLY Fahrer nachvollziehen kann. Und wo Licht ist, ist halt meistens auch Schatten.

Für mich persönlich wäre die RALLY kein Moped, was ich mir in die Garage stellen würde. Hauptgrund sind aber eher die Bauart, welche ich nicht benötige oder aktuell brauche. Eine (für mich) zu hohe Sitzposition und der (für mein empfinden) extrem dünne und schlechte Sitz für lange Fahrten sind zwei Mankos. Ist aber am Ende aber auch völlig egal, da ich keine Offroad Maschine benötige - und das von keinem Hersteller. Den über die Qualität in Bezug auf den Preis kann man nichts sagen. Ich bin deshalb definitiv ein Fan der Marke. Nicht umsonst fahre ich aktuell eine 500 DS (vorher eine 300 DS).

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Re: Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Beitrag von gerdXeurope » Mittwoch 28. August 2024, 14:04

Kann ich alles bestätigen und gehe mit dem Erfahrungsbericht konform, bis auf die Sitzbank. Aber dafür gibt es ja Abhilfe mit Luftkissen.

Hier findet sich meine Erfahrung mit der Rally:

http://www.voge-forum.de/viewtopic.php?t=359&start=130

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Re: Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Beitrag von manf » Dienstag 24. September 2024, 11:29

Hi,
um das Thema stufenweises Eintauchen der Gabel mal aufzugreifen: Ich habe selbiges Problem bzw. bleibt die Gabel auch manchmal im Stand auf einer Position hängen und wenn ich das Motorrad schiebe, federt die Gabel wieder komplett aus.

Haben noch andere beschriebenes Problem/Phänomen?

Ich will heute Abend mal schauen ob die Gabeln irgendwie verspannt sind bzw. ob das Entspannen zu einer Verbesserung führt.

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Re: Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Beitrag von Twizy » Donnerstag 26. September 2024, 14:53

Bei uns hat ein Lösen der Klemmung und der Steckachse am Gabelfuss keine Verbesserung gebracht.

Die Gabelbrücken haben wir allerdings nicht gelöst - es war schliesslich ein Leihfahrzeug.

Viel Glück und ich bin mal gespannt, ob weitere Reaktionen kommen :shock:

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Re: Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Beitrag von manf » Samstag 28. September 2024, 05:54

Ich habe zusätzlich noch die obere Gabelbrücke gelöst und gefühlt ist es jetzt besser. Hatte aber noch nicht die Zeit eine Probefahrt zu machen. Ich werde nochmal berichten.

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Re: Voge 300 Rally vs Royal Enfield Himalayan 411

Beitrag von manf » Freitag 4. Oktober 2024, 11:25

Ich habe gestern mal eine Runde gedreht und es scheint tatsächlich besser geworden zu sein, also die Gabel federt jetzt wesentlich besser ein und aus. Werde es aber weiter beobachten.

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